Projekt soll Waschbärpopulation in Kassel eindämmen helfen
Die Stadt Kassel wird für die kommenden drei Jahre Schauplatz eines europaweit einmaligen Pilotprojekts: Auf Initiative und unter Leitung des Bundesverbands der Wildtierhilfen gGmbH fängt und sterilisiert ein Team aus Ehrenamtlichen, Biologinnen und Biologen sowie Tierärztinnen und Tierärzten Waschbären im Stadtgebiet.
Anschließend werden sie wieder in die Freiheit entlassen. Unter fachlicher Begleitung soll durch diese biologische und regionale Maßnahme die Waschbärpopulation nachhaltig eingedämmt werden.
Kassels Ordnungsdezernent Heiko Lehmkuhl betont: „Kassel ist offen gegenüber neuen Wegen, bei denen ein respektvoller Umgang mit Wildtieren im Vordergrund steht. Dabei sind uns die schwerwiegenden Folgen, die die Ausbreitung des Waschbären in unsere Wohnquartiere mit sich bringt, stets bewusst. Das Pilotprojekt steht exemplarisch für eine Stadt, die hinschaut, statt zu verdrängen. Es setzt ein Zeichen für einen verantwortungsvollen und tierschutzgerechten Umgang mit invasiven Arten.“
Fotograf: Harry Soremski
Zunächst Stabilisierung, dann Reduzierung des Bestands
Copyright:Bundesverband der Wildierhilfen
Rund 30 Helferinnen und Helfer sowie zehn Tierärztinnen und ‐ärzte werden zunächst in den kommenden drei Monaten Waschbären gezielt einfangen, sterilisieren, mit einer gelben Ohrmarke versehen und zeitnah in dem angestammten Habitat wieder aussetzen. Sinn der Freilassung ist, dass keine neuen Tiere in entstehende Räume einwandern. Die wieder freigesetzten Bestandstiere können sich nicht mehr fortpflanzen, verteidigen aber ihr Revier.
Abhängig von den Fangquote wird im ersten Jahr eine Stabilisierung der Populationen in den Projekt‐Gebieten erwartet. In den folgenden Jahren wird ein Bestandsabbau von etwa 20 Prozent angestrebt
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Copyright:Bundesverband der Wildierhilfen
Vera Heck, Leiterin des Bundesverbands der Wildtierhilfen, dankt: „Wir sind außerordentlich erfreut, dass wir in Zusammenarbeit mit der Stadt Kassel das erste biologische Waschbärmanagement in Europa implementieren können. Unser besonderer Dank gilt der Stadt sowie den zuständigen Behörden, die uns ermöglichen, neben der Jagd eine ergänzende Managementmaßnahme in Kassel durchzuführen. Auch möchten wir den Jägern danken, die uns in ihren Revieren bei der Umsetzung dieser Maßnahme unterstützen.“
Stadt und Projektverantwortliche betonen, dass man im Sinne des Tierschutzes handelt. „Es wird dringend darum gebeten, sich nicht den Fallen zu nähern oder diese zu manipulieren oder gar zu entfernen. Gefangene Tiere werden dadurch unnötigem Stress ausgesetzt“, appelliert Dr. Regina Emrich, Amtstierärztin und Leiterin des Amtes Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit.
Wer in Kassel wohnt, kann sich auch selbst in das Projekt einbringen. Unter https://www.bundesverband‐wildtierhilfen.de/waschbaeren‐kassel/ können Waschbären gemeldet werden, wenn sie z.B. unter dem Dach wohnen oder regelmäßig Gärten aufsuchen.
Über den Bundesverband der Wildtierhilfen
Der Bundesverband der Wildtierhilfen gGmbH fungiert als Interessenvertretung der deutschen Wildtierhilfen. Mit Sitz in Frankfurt am Main agiert der Verband als Repräsentant der Wildtierstationen gegenüber Politik und Behörden und ist Ansprechpartner der Medien. Ein wesentlicher Aspekt der Verbandsarbeit liegt in der Aus‐ und Weiterbildung im Bereich der Wildtierpflege, ergänzt durch die Förderung und Unterstützung von wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Ein zentraler Baustein bildet die „Akademie für Wildtiere und Artenschutz“, die unter anderem, in Deutschland einmalig, Sachkundeseminare mit amtlicher Prüfung gemäß §11 des Tierschutzgesetzes anbietet. Diese Seminare stellen für Wildtierstationen eine rechtliche Grundlage für die Durchführung von Wildtierpflege dar. Darüber hinaus unterstützt der Bundesverband die Wildtierstationen in ihren Qualitätsmanagementprozessen und fördert die integrative Zusammenarbeit von wildtierinteressierten Personen. Der Verband ist politisch unabhängig und unparteilich.
Hintergrund: Waschbären in Kassel
Die nordhessische Stadt Kassel ist umgeben von Wäldern und reich an Gärten, Parks und großen Grünflächen. Zusammen mit ihrer dichten Besiedelung und dem daraus resultierenden üppigen Nahrungsangebot bietet die Stadt ideale Ausbreitungsbedingungen für Waschbären. Gebäude müssen von den Eigentümern aufwändig gesichert werden, um sie vor der Nutzung als Schlaf‐ und Wurfplätze beziehungsweise Winterlager zu schützen. Festverschlossene Müllbehälter und der Verzicht von Lebensmittelresten auf dem Kompost dienen ebenfalls dazu, den Waschbären nicht in die Wohnquartiere zu locken. Obwohl es sich bei den Waschbären um jagdbares Wild handelt, wird die intensive Bejagung im urbanen Raum nicht als wirksames Mittel zur Eindämmung der Population oder gar der Reduzierung gesehen. So bleibt es bei einzelnen Schießgenehmigungen, die mit Auflagen an Jagdausübungsberechtigte erteilt wurden.
Weitere Verhaltensregeln auf Die Waschbären sind los | Stadt Kassel
PM: Stadt Kassel
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