Viel erreicht: Ein Blick auf die Amtszeit von Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker
Am 31. August 2023 endet nach sechs Jahren die Amtszeit von Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker. In ihrer Wirkungszeit führte und gestaltete sie weitreichende Veränderungsprozesse sowie zahlreiche (Groß-)Projekte und begleitete Kulturamt, Kulturinstitutionen sowie (Freie) Kasseler Kulturschaffende durch ereignisreiche und herausfordernde Zeiten.
Dr. Susanne Völker übernahm 2017 das Kulturressort der Stadt Kassel als eigenständiges Dezernat mit dem Ziel, die Kultur in Kassel gemeinsam und nachhaltig zu stärken. Sie verantwortete das Kulturamt mit den städtischen Kultureinrichtungen Stadtmuseum, Naturkundemuseum, Stadtbibliothek, Stadtarchiv, Musikakademie der Stadt Kassel „Louis Spohr“ und Bürgerhäuser sowie die Abteilungen Verwaltung und Kulturförderung und -beratung. Einen übergreifenden Schwerpunkt ihrer Tätigkeit bildete die „Kulturkonzeption Kassel 2030“, die als strategische und langfristige Kulturentwicklungsplanung in einem partizipativen Prozess mit mehreren hundert Kasseler Kulturakteurinnen und -akteuren erarbeitet wurde. Dr. Susanne Völker hält dazu rückblickend fest: „Der konstruktive Austausch mit den Kulturschaffenden während des Beteiligungsprozesses zur Kulturkonzeption und darüber hinaus hat das Miteinander von Kulturpolitik, Kulturverwaltung, Kulturinstitutionen sowie Kulturakteurinnen und -akteuren in der gesamten Zeit positiv gestaltet. Die hier geschaffene vertrauensvolle Basis und das entstandene vielfältige Netzwerk haben meine Arbeit als Kulturdezernentin geprägt und begleitet.“
Meilensteine in der Umsetzung der Kulturkonzeption
Nach Beschluss der Kulturkonzeption 2018 durch die Stadtverordnetenversammlung setzte sich Dr. Susanne Völker maßgeblich für deren Umsetzung ein und gestaltete diese aktiv. Ein zentrales Handlungsfeld bildete dabei der große Bedarf an bezahlbaren Räumlichkeiten für Aufführungen, Konzerte, Ausstellungen, Proben, als Atelier oder für andere kulturelle Nutzungen. Mit der Einrichtung des digitalen Portals „Räume für Kultur“ wurde eine Vernetzungsplattform für Raum-Suchende und -Anbietende geschaffen, die Räume für Kultur‐ und Kreativarbeit zugänglich und sichtbar macht. Weiterführend konnten neue Kulturräume geschaffen oder umgenutzt werden: Der Hochbunker am Dormannweg wurde im Juli 2020 nach umfassendem Umbau zum Probezentrum als „Babylon Musikbunker“ eröffnet. Das Palais Bellevue, insbesondere die Remise, wurde umfangreich saniert und bietet nach seiner Eröffnung zur Kasseler Museumsnacht 2023 als Haus für Musik und Literatur dem Literaturhaus Nordhessen sowie dem Spohr-Museum ein Zuhause, steht der Stiftung Brücker-Kühner als Ausstellungsort zur Verfügung und erweitert durch die umgebaute Remise das städtische Angebot an Veranstaltungsräumlichkeiten, insbesondere zur Nutzung durch die Freien Kasseler Kulturszenen. Für das ehemalige Olof-Palme-Haus wurde ein Konzept erarbeitet, welches der vielseitigen Nutzung eines Bürgerhauses gerecht wird und das in der Folge für den Neubau als Basis für die weiteren Planungen dient.
Im Bereich der Kulturförderung wurden in Völkers Amtszeit zahlreiche Neuerungen umgesetzt. Mit dem „Ausstellungshonorar“ wurde ein neues und nachhaltiges Förderinstrument geschaffen, das Bildende Künstlerinnen und Künstler finanziell honoriert, die ihre Werke für öffentlich zugängliche Ausstellungen zur Verfügung stellen. Bedeutsam ist im Bereich der Kulturförderung aber vor allem eine deutliche Erhöhung der Kulturfördermittel von 2018 bis 2023: Die Neuförderungen und Fördererhöhungen belaufen sich auf mehr als 2 Mio. Euro. Die Mittel der Kulturförderung konnten damit mehr als verdoppelt werden. Weiterführend wurde die Kulturförderung durch die Einrichtung und Besetzung zweier Stellen gestärkt: Eine unterstützt und berät Kulturschaffende bei der Einwerbung von Drittmitteln auf Landes- und Bundesebene sowie bei der EU und verantwortet umfassende Qualifizierungsmaßnahmen der Freien Szenen; die andere koordiniert, vernetzt und organisiert die strukturelle Weiterentwicklung im Bereich der Kulturellen Bildung. Zudem konnte die Digitalisierung des Antragswesens, also die Möglichkeit zur digitalen Einreichung von Projektförderanträgen, eingerichtet werden.
Völker förderte weiterhin die Kultur- und Kreativwirtschaft. Unter Stärkung bereits vorhandener, gewachsener Strukturen wurde im Jahr 2022 in diesem Rahmen das Netzwerk der „(De)Zentren für Kulturproduktion“ gegründet, dessen Akteurinnen und Akteure seither zusätzliche finanzielle und beratende Unterstützung in den Bereichen Vernetzung, Sichtbarkeit und Strukturförderung durch die Stadt Kassel erhalten. Auch wurde die Schaffung eines „Zentrums für Kreativwirtschaft“ initiiert. Grundlage hierfür bildet eine in der ersten Jahreshälfte 2023 durch das Frankfurter Büro bb22 architekten & stadtplaner erstellte Konzeptstudie, auf deren Basis die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat beauftragt hat, weitere Planungs- und Umsetzungsschritte zu prüfen und vorzubereiten.
Geprägt war Völkers Amtszeit nicht zuletzt auch durch die Corona-Pandemie, die für den Kulturbereich eine besondere Herausforderung darstellte. Der Fokus lag in dieser Zeit deshalb auf der engmaschigen Beratung und Unterstützung der Kultur und der Stärkung der Netzwerke: Sie unterstützte Kampagnen wie „Ohne Kultur isses für’n Arsch“ oder „Einkommen schaffen“ und setzte sich damit für Solidarität mit und in der Kasseler Kultur ein. Die Stadt Kassel hat in dieser Zeit das Corona-Hilfsprogramm „Kopf hoch, Kassel!“ in Höhe von 18 Millionen Euro aufgelegt, das auch Kulturschaffenden Unterstützung bot.
Sichtbares Zeichen für die in der Kulturkonzeption anvisierte Verstetigung des partizipativen Prozesses und damit für den gelebten Austausch mit den Kasseler Kulturellen Szenen ist die Einrichtung des „Kulturbeirats der Stadt Kassel“. Das Gremium, das sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Freien Kasseler Kulturszenen, der großen Kasseler Kulturinstitutionen, der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung sowie des oder der Kulturdezernenten/in zusammensetzt, hat sich im Mai 2023 konstituiert und damit seine Arbeit aufgenommen. Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker betont: „Das große Interesse der Kulturschaffenden am Entstehungsprozess des Kulturbeirats und die rege Beteiligung an der Vollversammlung zur Bestimmung der Mitglieder der Freien Kulturszenen sind repräsentativ für das herausragende Engagement, den außerordentlichen Zusammenhalt und die große Wertschätzung zwischen den Kasseler Kulturschaffenden, -initiativen und -institutionen. Das zeichnet Kassel und die Kultur unserer Stadt aus. Es war eine große Freude so konstruktiv, zielorientiert und vertrauensvoll gemeinsam zu gestalten.“ Sie führt weiter aus: „Ich bedanke mich daher bei allen Kulturschaffenden herzlich für die intensive und gute Zusammenarbeit in den letzten, zum Teil auch sehr fordernden Jahren.“
Über Dr. Susanne Völker
Dr. Susanne Völker ist seit 2017 Kulturdezernentin der Stadt Kassel (parteilos). Zuvor war die Kunsthistorikerin, Kulturmanagerin und Kuratorin mit der Projektleitung und Geschäftsführung für die GRIMMWELT Kassel betraut. 2015 konnte sie das neue Ausstellungshaus rund um die Brüder Grimm erfolgreich als Gründungsdirektorin eröffnen.
Zwischen 2010 und 2012 leitete Susanne Völker die Städtischen Museen im baden‐württembergischen Calw, darunter an zentraler Stelle das Hermann‐Hesse‐Museum in der Geburtsstadt des Literaturnobelpreisträgers sowie das Klostermuseum Hirsau und die Sammlungen der Städtischen Galerie. Von 2007 bis 2010 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und zuvor Volontärin am Historischen Museum der Pfalz, Speyer und kuratierte dort u.a. die Ausstellung „Idole“. Dr. Susanne Völker studierte von 2000 bis 2006 Kunstgeschichte, Philosophie, Rechtswissenschaften und Museumsmanagement in Hamburg und Wien und promovierte über UNESCO-Welterbe in der Kulturellen Bildung und Teilhabe.PM: documenta-Stadt Kassel
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