Neuer Beuys-Baum mit besonderer Geschichte am Palais Bellevue
Im Garten des sanierten und erweiterten Kulturortes Palais Bellevue wurde am Donnerstag, 16. März, ein neuer Beuys-Baum in die Erde gesetzt. Joseph Beuys, alias Johann Jürgens, kehrte zurück, um sein vor genau 41 Jahren begonnenes Kunstwerk 7000 Eichen durch ein besonderes Bäumchen zu ergänzen.
Am 16. März 1982 pflanzte Joseph Beuys seine erste von 7000 Eichen vor dem Fridericianum. Seit dieser Zeit prägt das documenta-Kunstwerk den öffentlichen Raum der Stadt Kassel in visueller, ökologischer und sozialer Hinsicht. Zum 41. Jahrestag der ersten Baumpflanzung erweckte der Staatstheater-Schauspieler Johann Jürgens den 1986 verstorbenen Künstler zu neuem Leben. Im Garten des sanierten und erweiterten Kulturortes Palais Bellevue konnten am Donnerstag, 16. März, zahlreiche Gäste erleben, wie „Joseph Beuys“ noch einmal zur Schaufel greift, um einen weiteren Baum in die Erde zu setzen.
Beide, „Joseph Beuys“ und der Eichensetzling, waren nicht zufällig gewählt. Sie sind die Protagonisten des experimentalen Kurzfilms „AKTION B“ der Schweizer Regisseurin Manon Pfrunder. Die während der documenta fifteen gedrehte Live-Performance dokumentiert die Suche des Künstlers nach einem geeigneten Standort für seine „letzte“ Eiche. Er entscheidet sich schließlich für die Wiese vor dem Fridericianum. Doch hier konnte der Baum nicht bleiben und wachsen. Der Film endet so zunächst mit der Information, dass der Setzling kurze Zeit später entfernt wurde. Mit seiner Neupflanzung im Garten des Palais Bellevue hat die Geschichte nun ein glückliches Ende gefunden.
„Die 7000 Eichen sind ein lebendiges und sich permanent veränderndes Kunstwerk“, begrüßte Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker die anwesenden Gäste. Neben dem Künstler, der Regisseurin und Mitgliedern des Beirats 7000 Eichen waren weitere Kultur- und Kunstinteressierte in den Garten an der Schönen Aussicht gekommen. Dr. Völker würdigte das Engagement: „Der Kurzfilm ‚AKTION B‘ zeigt nicht nur, wie allgegenwärtig das Werk Joseph Beuys‘ in unserer Stadt ist, sondern auch, wie zeitgenössisch, verbindend und lustig es sein kann, wenn man sich ihm so zu nähern versteht.“
Auch das Umwelt- und Gartenamt habe ganz im Sinne von „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ seinen Anteil an der glücklichen Umsetzung. „Mit detektivischem Spürsinn“ habe Volker Lange, Leiter der Abteilung Freiraumplanung das ausgepflanzte Bäumchen auf dem städtischen Bauhof aufgespürt. „Wir freuen uns, dass wir die junge Eiche nun gemeinsam als offiziellen Beuys-Baum pflanzen können.“, so Dr. Völker. Die Kugeleiche wird nun im Garten des Palais Bellevue gegenüber der Neuen Galerie wachsen und gedeihen können.
Über den Film „AKTION B“
„Aktion B“: Kurzfilm im Rahmen der letzten documenta fifteen-Woche, Kassel 2022 von Manon Pfrunder, Johann Jürgens und Dennis Stormer, mit Johann Jürgens. Regie und Ton: Manon Pfrunder; Kamera, Schnitt und Sounddesign: Dennis Stormer; Trailer und Untertitel: Henning Groß
In dem experimentalen Kurzfilm „AKTION B“ der Schweizer Regisseurin Manon Pfrunder kehrt „Joseph Beuys“ während der documenta fifteen an seinen ehemaligen Wirkungsort zurück. Vierzig Jahre nach der ersten Pflanzung möchte der Künstler, kongenial verkörpert von Johann Jürgens, Schauspieler am Kasseler Staatstheater, seine letzte Eiche in die Erde bringen. Eine Aktion, die angesichts wachsender Klimaproblematik ein neuer Anfang sein könnte.
Die Suche nach einem geeigneten Standort gleicht einer sozialphilosophischen Odyssee. Manon Pfrunder begleitet den Künstler durch Innenstadt, Karlsaue und Schöne Aussicht. Ihr Film dokumentiert, wie „Beuys“, ausgerüstet mit Setzling, Schaufel und Basaltstein, andere Bäume („sein Werk“) begutachtet und mit den Menschen, denen er begegnet, in Interaktion tritt. Mit Hilfe der Umherstehenden, ganz im Sinne der sozialen Plastik, pflanzt er das Bäumchen schließlich auf der Wiese vor dem Fridericianum ein.
Der Film „AKTION B“ wurde auf mehreren internationalen Filmfestivals gezeigt und zudem ausgezeichnet.
Über das Kunstwerk „7000 Eichen“
Das Kunstwerk „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ von Joseph Beuys ist über das gesamte Stadtgebiet von Kassel verteilt. Erkennbares Merkmal der zum Kunstwerk gehörenden Bäume ist die daneben platzierte Basaltstele. Nach der ersten Pflanzung dauerte es fünf Jahre bis das Kunstwerk fertiggestellt werden konnte. Da Joseph Beuys 1986 verstorben war, pflanzte sein Sohn Wenzel am 12. Juni 1987, dem ersten Tag der documenta 8, die letzte Eiche vor dem Fridericianum. Im gleichen Jahr ging das Kunstwerk als Schenkung an die Stadt über.
Wie kein anderes documenta-Kunstwerk befindet sich die soziale Plastik auch heute noch in einem Prozess ständiger Veränderung. Zum einen sind es die Bäume selbst, die ihr Erscheinungsbild kontinuierlich dem Wandel der Jahreszeiten anpassen und im Laufe der Jahre weit über ihre nebenstehenden Basaltstelen hinauswachsen. Zum andern mussten in den vergangenen 40 Jahre immer wieder Baumstandorte aufgrund von Bodenproblemen oder Baumaßnahmen aufgegeben werden. In der Regel werden Ersatzpflanzungen zeitnah umgesetzt.PM: documenta-Stadt Kassel
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