Das Jubiläumsjahr der KVG wird im TMK fortgesetzt
Die KVG-Geschichte im historischen Ambiente: Die Ausstellung „125 Jahre KVG“ eröffneten heute im Technik-Museum Kassel (TMK) gemeinsam mit Gästen (v.li.): Straßenbahnfahrerin Melanie Lötzerich, KVG-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Maxelon, TMK-Vorsitzender Karsten Stückrath und sein Vize Frank Gehlen, sowie ÖPNV-Experte und Buchautor Ulrich Fröhberg (Foto: KVG AG/Andreas Fischer).
Die KVG aktuell, ihre heutigen Busse, Straßenbahnen und die RegioTrams, das Schweißen von Schienen mit modernsten Verfahren, was ein PowerPack ist, was das neue On-Demand-Angebot „Schaddel“ ausmacht und vieles mehr. Das konnten Besucherinnen und Besucher beim Tag der offenen Tür der KVG am 3. Oktober 2022 im Betriebshof Sandershäuser Straße erleben. Dieser “Blick hinter die Kulissen“, bei dem die KVG rund 10.000 Gäste begrüßte, war der Höhepunkt des Festjahres zum 125-jährigen Bestehens des heute größten nordhessischen Mobilitätsdienstleisters mit jährlich rund 48 Millionen Fahrgästen.
Jetzt gibt es die Geschichte des Kasseler ÖPNV zum Anfassen: Die zuletzt bei dem Tag der offenen Tür gezeigten Stelen, die in Wort und Bild durch die Historie der KVG führen sowie die Filme, sind seit heute im TMK ausgestellt – und damit in historischer Kulisse. „Die beschriebene und bebilderte Geschichte der KVG auf den Stelen wird hier lebendig, kann mit allen Sinnen erfasst werden. Die Besucherinnen und Besucher können sich über die Fahrzeuge zunächst informieren, die Oldtimerbahn von 1936 betreten, sich auf den lederbezogenen Sitzen niederlassen und sich dann in Gedanken auf Zeitreise durch Kassel bewegen“, brachte Christian Geselle auf den Punkt.
KVG-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Maxelon spannte den Bogen von den Anfängen bis in die Gegenwart: „Von 1877 bis 1897 wurde in Kassel erstmals Nahverkehrsgeschichte geschrieben, die immer auch die Geschichte technischer Innovationen in und für die Menschen der Stadt war. Diese Geschichte begann mit der Dampfbahn, die den Königsplatz mit Wilhelmshöhe verband. Damit war Kassel nach Paris und Kopenhagen die dritte europäische Stadt mit einer solchen Bahn. Das moderne Verkehrsmittel erfreute sich so großer Beliebtheit, dass die Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs beschlossen wurde.“ Die Gründung der „Großen Casseler Straßenbahn Actiengesellschaft“ legte dafür am 21. Juni 1897 den Grundstein, aus ihr entstand später die KVG.
Von der Dampf- und der Pferdebahn zur „Elektrischen“: Mit den moderner werdenden Verkehrsmitteln, der wachsenden Stadt und der stetig steigenden Zahl von Fahrgästen wurde das Liniennetz beständig erweitert, neue Straßenbahntypen wie Linienbusse in Betrieb genommen, zwischenzeitlich auch Straßenbahn-Beiwagen und Oberleitungs-Busse, und schließlich 1981 die damals hochmodernen Hochflurbahnen vom Typ N8C. „Ein weiterer großer Sprung waren die Niederflurbahnen, die ab Anfang 1991 bundesweit erstmals in Kassel im Linienbetrieb eingesetzt wurden“, sagte Dr. Maxelon weiter.
Geradezu sprunghaft entwickelte sich der Kasseler Nahverkehr in den 1990-er Jahren: Die KVG betrat die Welt der Eisenbahn und führte einen Straßenbahn-Eisenbahn-Mischbetrieb auf den neu gebauten Strecken nach Baunatal und durch das Lossetal ein.
Im folgenden Jahrzehnt wurde das TramTrain-Konzept mit dem RegioTram-Betrieb vollendet. Seit 2007 verbinden die Alstom Regio Citadis-Züge die nordhessische Region auf den Schienen der DB mit dem Straßenbahnnetz der KVG in Kassel. Heute sind 80 Straßenbahnen auf acht Linien sowie 28 RegioTrams auf drei Linien im Einsatz.
Auch in Hinblick auf den Klimaschutz schrieb die KVG 2007 Nahverkehrsgeschichte: Bundesweit erstmals verkehrten die Bahnen im Stadtgebiet mit Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien, und seit 2019 sogar mit Regionalstrom aus dem Windpark Stiftswald. „Auch das war ein Novum“, erläuterte Dr. Maxelon weiter.
„Jetzt beginnt für die KVG eine neue Etappe. Seit dem vorigen Herbst fahren als neues Angebot vollelektrische Kleinbusse als On-Demand-Verkehr im Stadtgebiet, und kürzlich haben wir unsere ersten vollelektrischen Busse bestellt. Dies ist der erste Schritt zur Umstellung unserer Busflotte auf erneuerbare Energie.“ Auch die Bestellung von bis zu 40 neuen Straßenbahnen modernster Bauart steht auf der Tagesordnung. Zudem wird sich die KVG vom ÖPNV-Dienstleister zu einem umfassenden Mobilitätsdienstleister entwickeln. „Die Geschichte der KVG ist eine Geschichte der Innovation und des Know-hows, wie man Mobilität in einer Großstadt organisiert und sie darüber hinaus mit der Region verbindet“, bilanzierte Dr. Maxelon.
„Mit dieser Ausstellung startet das TMK mit großer Freude in das Jahr 2023, das vielfältigen Anlass gibt, im Rahmen seiner Ausstellungen an die 175-jährige Geschichte der Eisenbahn in Nordhessen zu erinnern“, betonte Karsten Stückrath, Vorsitzender des Vereins Technik-Museum Kassel. „Von der ersten Dampflok Drache zur Dampftram-Lok war es für Henschel nur ein kleiner Schritt. Dass die Straßenbahn bei uns in der Region einen ganz besonderen Stellenwert hat, liegt auch dran, dass Kasseler Unternehmen vom Gleisbau über den Trambahn-Bau bis hin zur Entwicklung der revolutionären Faltenbalg-Übergangssysteme von Hübner Verkehrstechnik-Geschichte geschrieben haben. Kaum lässt sich die Geschichte des schienengebundenen Verkehrs bis hin zum Transrapid besser als im TMK erleben.“
Die Ausstellung „125 Jahre KVG“ kann zu den Öffnungszeiten des Technik-Museums Kassel, Wolfhager Straße 109 im Kasseler Stadtteil Rothenditmold, besucht werden: mittwochs bis freitags von 13 Uhr bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 11 Uhr bis 17 Uhr. Mehr Informationen unter: www.tmkkassel.de
Zum Hintergrund:
Produkte, Technologien und Innovationen aus Kassel und Nordhessen zu sammeln, auszustellen und in den historischen Kontext einzuordnen, sind die Ziele des Technik-Museums Kassel (TMK) in dem ehemaligen HENSCHEL-Werk II in Rothenditmold. Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen vermitteln darüber hinaus Hintergrundinformationen und laden zum Dialog ein. In seinem Archiv bewahrt das TMK darüber hinaus zeitgenössische und aktuelle Literatur auf, hier werden auch alte Zeichnungen Kasseler Unternehmen gesammelt.
Die KVG lieferte im Jahr 2014 per Tieflader 18 Straßenbahnen, Beiwagen und Waggons aus der Unterführung im Kasseler Hauptbahnhof, wo sie abgestellt waren, in ihr neues Domizil und ermöglichte so ihr „Weiterleben“ an einem authentischen Ort. Zu der Dauerleihgabe gehörte zum Beispiel der Nachbau einer Henschel Dampf-Straßenbahn von 1878 – ein Jahr zuvor war die deutschlandweit erste dampfbetriebe Bahn in Kassel auf der Schiene unterwegs -, die in den 1970-er-Jahren restaurierte sonnengelbe Credé-Bahn von 1909, die bis in die 2000-er Jahre hinein für Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern gemietet werden konnte, historische Beiwagen der Baujahre 1909 bis 1972, die zum Teil bis 2003 in Kassel unterwegs waren, darüber hinaus Loren und die von Künstlern gestaltete Documenta-Bahn von 1973.
Von diesen Originalfahrzeugen kann aktuell die ockerfarbene Oldietram von 1936 live gesehen und betreten werden. Die weiteren Fahrzeuge sind im Depot untergebracht. Das TMK bemüht sich gemeinsam mit der KVG um eine Lösung, weitere Trambahn-Oldtimer der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch ist im TMK das Modell der sonnengelben „Hochzeitsbahn“ von 1909 ausgestellt. PM: KVG
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