Sonderausstellungen 2023 in der Kunsthalle


30 Jahre Kunsthalle und 25 Jahre Felix Nussbaum Haus: Im Jubiläumsjahr „375 Jahre Westfälischer Friede“ gibt es in beiden Häusern Sonderausstellungen zu sehen. Darauf freuen sich: Anna Jehle und Juliane Schickedanz, Direktorinnen der Kunsthalle Osnabrück (links), Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann, Patricia Mersinger, Leiterin des städtischen Fachbereichs Kultur und Nils-Arne Kässens, Direktor des Museumsquartiers Osnabrück.Foto © Kerstin Hehmann

Änderungen vorbehalten! Keine Gewähr auf Vollständigkeit! Stand: 12.01.2023

 Bis 05.03.2023: Jahresthema „Romantik“

Mit zwei neuen Einzelausstellungen und für sie spezifisch realisierten Neuproduktionen der Künstler:innen Cemile Sahin und Andrzej Steinbach, zeigt die Kunsthalle Osnabrück bis zum 5. März 2023, den zweiten Teil ihres Jahresthemas „Romantik“. Im Kontext ihrer mittelalterlichen Architektur analysiert die Kunsthalle seit Juni 2022, ob das aktuelle Gefühl einer globalen Zerrissenheit mit einem Comeback der Bild- und Sprachwelten der Romantik einhergeht. Der Fokus der beiden neuen Ausstellungen und des Vermittlungsprogramms legt verstärkt einen kritischen Blick auf die romantischen Bildsujets Natur, gesellschaftlicher Rückzug, Nationalstaat und Individualismus. Insbesondere soll hierbei eine globale Perspektive auf Romantik berücksichtigt werden.

In Zeiten einer Pandemie und des Krieges in der Ukraine fragen die beteiligten Künstler:innen in ihren Arbeiten: Wie steht es mit der Zuversicht und Sehnsucht nach Liebe, Identität und Zugehörigkeit? Die Ausstellungen nehmen dazu auch die gleichnamige Kunst- und Literaturepoche als Zerrspiegel zur gegenwärtigen Verfasstheit der Gesellschaft zur Hand. Kaum eine andere Epoche hat in Deutschland und Europa mit ästhetischen Mitteln ein derart kollektives Gefühl zwischen Aufbruch, Nostalgie und Nationalismus geprägt.  

Das Jahresprogramm „Romantik“ wird maßgeblich gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

19.04.-29.05.2023 Ausstellung des European Media Art Festivals № 36 (EMAF)

Das EMAF zählt zu den bedeutendsten Foren der internationalen Medienkunst. Als Treffpunkt für Künstler:innen, Kurator:innen, Verleiher:innen, Galerist:innen und Fachpublikum prägt es entscheidend die Thematik, Ästhetik und Zukunft der medialen Kunst. Neben Arbeiten der „klassischen“ Gattungen der Medienkunst wie (mehrkanaligen) Videoinstallationen oder raumgreifenden skulpturalen Arbeiten werden auch Klangarbeiten, Fotografien und Performances präsentiert. Besonderes Gewicht wird dabei auf Arbeiten liegen, die Medien nutzen, um in dreidimensional erfahrbarer Form Position zu gesellschaftlichen und politischen Themen in einer zunehmend digital bestimmten Welt zu beziehen.

Jubiläumsprogramm 2023 

Für die beiden besonderen Anlässe in 2023 – die Kunsthalle Osnabrück wird 30, der Westfälische Frieden jährt sich zum 375. Mal – stehen drei Großprojekte mit individuellem Fokus auf dem Programm. Dabei beziehen sich diese thematisch immer auf eines der Jubiläen und weisen entweder einen lokalen Fokus auf oder zielen auf überregionale Sichtbarkeit ab. Die Kunsthalle Osnabrück wie auch der Stadtraum Osnabrück werden gleichermaßen zu Orten des Geschehens. Partizipation der lokalen Szene, spektakuläre Neuproduktionen internationaler Kunst- und Kulturschaffenden und die Aktivierung des öffentlichen Raumes stehen im Zentrum des doppelten Jubiläumsjahres.

Aufbauend auf den Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, möchte die Kunsthalle Osnabrück zu ihrem dreißigjährigen Bestehen mit einem großen Ausstellungsprojekt im Kirchenschiff ihre Schwerpunkte der Beschäftigung verdichtend zusammenführen und in die Zukunft weisen. Hierfür konnte der renommierte Künstler Aram Bartholl mit einer vielschichtigen Neuproduktion gewonnen werden, die Gesellschaftskritik, ästhetisches Experiment und Partizipation überraschend, imposant und progressiv verbindet. Mit dem Publikum und dem Künstler möchte die Kunsthalle in Zeiten von Ressourcenkampf, Klimawandel und Energieknappheit fragen, wie stellen wir uns den Herausforderungen einer nachhaltigen Gesellschaft und wie kann man gemeinsam eine Institution wie die Kunsthalle zukünftig gestalten?

Zeitgleich fragt die Kunsthalle unter dem Titel „Bist du bereit?” zusammen mit dreißig Kulturschaffenden der lokalen Szene, welcher Ort war die Kunsthalle Osnabrück in den letzten dreißig Jahren und was für eine Institution will sie in Zukunft sein? Eingeladen über ein Carte-Blanche-Prinzip, werden die Kulturschaffenden Neubau, Hof und Kreuzgang der Kunsthalle mit dreißig Pop-up-Events in einem dichten und lebhaften Veranstaltungsprogramm aktivieren. Architektonisch werden die Veranstaltungen, die sich an ein diverses und generationsübergreifendes Publikum richten und gerahmt sind von einer Installation von Diane Hillebrand. Beide Ausstellungen werden mit dem Jubiläumsfest der Kunsthalle am 8. Juni 2023 eröffnet.

Außerhalb der Kunsthalle wird der international renommierte Künstler Ibrahim Mahama, der unter anderem bereits an der Venedig Biennale und der documenta in Kassel teilnahm, ein für Osnabrück beispielloses Projekt im öffentlichen Raum realisieren. Die städtischen Feierlichkeiten zu 375 Jahre Westfälischem Frieden möchten den Ruf nach Frieden in der Gegenwart aktualisieren. Thematisch wird er die historischen Handelsrouten zwischen Osnabrück und dem afrikanischen Kontinent nachzeichnen und auf den daraus folgenden Einfluss auf die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung in Ghana verweisen. Das Ausstellungs- und Forschungsprojekt findet mit einer ortsspezifischen Gebäudeverhüllung in Osnabrück sowie mit einem Veranstaltungsprogramm in Tamale in Ghana statt. Auftakt wird voraussichtlich im Juni 2023 sein.

8. Juli 2023 bis 25. Februar 2024

Aram Bartholl, „REMINDER! – Package Ready for Pickup“, Einzelausstellung im Kirchenschiff

Aram Bartholl (DE) ist einer der Pioniere in Deutschland, der sich künstlerisch mit gesellschaftsrelevanten Konflikten der Digitalität und Automatisierung beschäftigt. Ursprünglich von der Architektur kommend, befragt er mittels seiner performativen Interventionen, Skulpturen und Workshops unser gegenwärtiges Medienverhalten sowie die Öffentlichkeitsökonomien, die an soziale Netzwerke, Online-Plattformen oder digitale Verbreitungsstrategien geknüpft sind. Gesellschaftlich relevante Themen wie Überwachung, Datensicherheit, Cyberkrieg oder Technikabhängigkeit stellt er zur Diskussion, indem er die Lücken, Widersprüchlichkeiten oder Absurditäten unseres digitalen Alltags in räumliche Setzungen überführt.

Für die Kunsthalle Osnabrück wird der Künstler Aram Bartholl den Kirchenraum in eine sinnlich imposante, funktionale sowie metaphorische Installation verwandeln, die dazu einlädt, über die Konsequenzen und Zukunftsperspektiven unseres täglichen Medien- und Güterkonsums nachzudenken. In einem begehbaren Parcours aus Elektroschrott werden im Rahmen von vielfältigen Vermittlungsangeboten kritisch Fragen zu unserer Verantwortung für unseren Umgang mit Energieressourcen, Rohstoffen und Arbeitsrechten in der digitalen Gesellschaft gestellt. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Niedersachsen.

Einzelausstellungen von Aram Bartholl waren in internationalen Institutionen zu sehen, unter anderem im ZKM in Karlsruhe (2020), im SMAC, Berlin (2019), in der Emmanuel Art Gallery, Denver (2019), im Kunstverein Arnsberg (2021 und 2016), im Palais de Tokyo, Paris (2015) oder im Kasseler Kunstverein (2013). Umfangreiche Arbeiten und Neuproduktionen waren zudem von ihm vertreten u. a. beim Werkleitz Festival „Modell und Ruine“, im San Francisco Museum of Modern Art (beide 2019), auf der Biennale d’art contemporain de Strasbourg, auf der Thailand Biennale, im Seoul Museum of Art (alle 2018) sowie bei Skulptur Projekte Münster und im Hyperpavillion auf der Venedig Biennale (beide 2017).

8. Juli 2023 bis 25. Februar 2024

„Bist Du bereit?“, Gruppenausstellung zum 30. Geburtstag der Kunsthalle mit 30 lokalen Initiativen und einer Installation von Diane Hillebrand im Foyer, Innenhof und Neubau

1993 fand die erste Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück statt. Damit blickt die Kunsthalle Osnabrück im kommenden Jahr auf 30 Jahre Kultur- und Ausstellungspraxis zurück. Dies will die Kunsthalle zum Anlass nehmen, die Vergangenheit Revue passieren zu lassen, aber vielmehr auch, um in die Zukunft zu blicken! Hierfür wird der Hof, Neubau und Kreuzgang der Kunsthalle für acht Monate genutzt, um gemeinsam mit Kulturschaffenden der Stadt das Kunsthallen-Jubiläum mit diversen Impulsen und Formaten zu feiern. Die Kunsthalle lädt hierfür 30 Kulturakteurinnen und -akteure sowie Initiativen aus der Stadt mit einem „Carte Blanche-Prinzip” ein, im Sinne von: 30 Jahre. 30 Kulturschaffende. 30 Events. Die Teilhabe kann durch die Eingeladenen offen gewählt und gestaltet werden: ob Pop-Up-Ausstellung, Vortrag, Konzert, Performance, Screening oder Intervention.

Um einen ästhetisch-funktionalen Rahmen für die Beiträge zu schaffen, wird Diane Hillebrand eine flexible Gesamtarchitektur für Neubau, Hof und Kreuzgang der Kunsthalle entwickeln.

Mit Beiträgen von: Kunst-Quartier des BBK Osnabrück, Frank Berger, Regenbogenschola der St. Matthäus Melle, European Media Art Festival, Exil e. V., Figurentheater Osnabrück, Gay in May e. V., Unabhängiges FilmFest Osnabrück, Freunde der Kunsthalle Osnabrück e. V., Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e. V., Kunstraum Hase29, Haus der Jugend, Haus of Udo, HHO KunstContainer, Laura Igelbrink, Timo Katz, Lagerhalle e. V., Madou, Morgenland Festival Osnabrück, Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück, Osnabrücker Weltacker e. V., OS-Radio, Sina Lichtenberg, Kaan Ege Önal, Skulptur-Galerie Osnabrück, SubstAnZ Osnabrück, VG-Initiative, Vermittlungsteam der Kunsthalle Osnabrück, Young Urban Performances Festival, Andreas Zelle.

Frühjahr/Herbst 2023 (genaue Laufzeit und Eröffnungstermin wird noch bekannt gegeben)© Ibrahim Mahama

Ibrahim Mahama, „TRANSFER(S)“, Installation im öffentlichen Raum in Osna-brück und Diskurs-Programm in Tamale (Ghana)

© Ibrahim Mahama, „Check Point Sekondi Loco. 1901-2030.“, 2016-2017, Installationsan-sicht documenta 14, Kassel, 2017. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers, der APALAZZOGALLERY und des White Cube

„TRANSFER(S)“ ist ein Forschungs- und Ausstellungsprojekt, das eine Vielzahl historischer und zeitgenössischer Transferkreisläufe zwischen Mitteleuropa und Westafrika untersucht und auslotet. Das Projekt findet zwischen Osnabrück und Tamale (Ghana) statt. Thematisch knüpft es an die historische Bedeutung Osnabrücks als eine der wichtigsten Textilproduktionsregionen Westfalens an, unter anderem für Leinengewebe, das unter dem Namen „true born Osnaburghs“ bekannt wurde und bis ins vierzehnte Jahrhundert zurückreicht. Dieses Leinen wurde auch als Tauschmittel für Gefangene aus den Küstenregionen Afrikas und zur Herstellung von Kleidung für die auf den Plantagen in Westindien arbeitenden Zwangsarbeitenden verwendet. In Osnabrück wird Mahama eine Installation aus ausgedienten Jutesäcken und ghanaischem Gonja-Baumwollstoff schaffen, mit denen ein prominent platziertes Gebäude verhüllt wird. Der zweite Teil des Projektes, ein Veranstaltungsprogramm mit Kulturschaffenden aus Deutschland und Ghana, findet im November 2023 im Savanna Centre for Contemporary Art (SCCA) in Tamale statt und bringt die Fragestellungen aus Osnabrück nach Ghana.

Kuratiert wird das Projekt gemeinsam von Kwasi Ohene-Ayeh (Kumasi) und Bettina Klein (Berlin).

Das Projekt wird gefördert im Fonds TURN2 der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.


© Ibrahim Maham. Mahama zeitgenössische Kunst in Ghana.

Ibrahim Mahama, „Check Point Sekondi Loco. 1901-2030.“, 2016-2017, Installationsansicht documenta 14, Kassel, 2017. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers, der APALAZZOGALLERY und des White Cube

Ibrahim Mahamas Arbeiten waren in zahlreichen internationalen Ausstellungen wie der 56. Biennale von Venedig (2015), der Documenta 14 (2017), der 58. Venedig-Biennale, (2019), der 6. Lubumbashi Biennale, Demokratische Republik Kongo (2019), der 22. Biennale von Sydney (2020) und der Stellenbosch Triennale (2020) zu sehen. Mahama ist der Gründer des Savannah Centre for Contemporary Art (SCCA) in seiner Heimatstadt Tamale, das als von Kulturschaffenden geführtes Projekt organisiert ist, und neben Ausstellungs- und Vermittlungsprojekten auch Ateliers und Residenzprogramme zur Verfügung stellt. Das Zentrum gilt als bahnbrechende Entwicklung und Erweiterung der Infrastruktur für PK_KHO_30Jahre_IbrahimMahama_2_Z.Wimberley_300  Ibrahim Mahama, „Check Point Sekondi Loco. 1901-2030.“, 2016-2017, Installationsansicht documenta 14, Kassel, 2017. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers, der APALAZZOGALLERY und des White Cube. PM: Stadt Osnabrück

Kunsthalle Osnabrück  Hasemauer 1 49074 Osnabrück  Öffnungszeiten  Di – So, 11-18 Uhr

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