KVG‐Studie: „Neue Herkulesbahn“ machbar und förderwürdig

Copyright : Stadt Kassel Andreas Fischer

Stadtklimarätin Simone Fedderke, Oberbürgermeister Sven Schoeller – mit Lego‐Herkulesbahn – sowie Martin Heiden und Michael Wiesenhütter von der KVG.

Im Auftrag der Stadt Kassel hat die Kasseler Verkehrsgesellschaft AG (KVG) den Bau einer neuen Herkulesbahn untersuchen lassen. Fazit: Die Herkulesbahn ist machbar, förderwürdig und beeinträchtigt den Welterbetitel nicht.

Gegenstand der KVG‐Analyse waren die technische Machbarkeit, die Auswirkungen auf den Natur‐ und Landschaftsschutz, die Verträglichkeit mit dem Weltkulturerbe und die Förderwürdigkeit auf der Grundlage der standardisierten Bewertung.

„Das Ergebnis unseres Prüfauftrags zur Herkulesbahn kann der Meilenstein für eine seit vielen Jahren diskutierte Erweiterung des Mobilitätsangebots in Kassel sein: Damit blicken wir Deutschlands schönster Straßenbahnstrecke entgegen, bieten deutlich mehr Teilhabe für den Besuch des UNESCO‐Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe und haben dort eine seit Langem geforderte nachhaltige Verkehrslösung“, so Oberbürgermeister Sven Schoeller.

„Die neue Herkulesbahn ist ein Musterbeispiel für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Verkehrsanbindung von der Innenstadt zum Bergpark Wilhelmshöhe“, führt Stadtklimarätin Simone Fedderke aus. „Indem wir eine attraktive ÖPNV‐Anbindung schaffen, reduzieren wir den individuellen Autoverkehr zum Bergpark.“

Trassenuntersuchung

Betrachtet wurden zwei Varianten der Trassenanbindung mit der Tram zwischen der Wendeschleife Druseltal und dem Herkules. Die Variante 1 „Waldtrasse“ folgt weitestgehend dem Trassenverlauf der 1966 stillgelegten historischen Herkulesbahn. Die Variante 2, „Ehlener Kreuz“, führt über die Landstraße „Im Druseltal”, die “Ehlener Straße” zum “Ehlener Kreuz” und über die K6 bis zum Herkules. 

Beide Trassenvarianten sind technisch umsetzbar, die neue Herkulesbahn förderwürdig. Grundlage der Analyse ist die “Standardisierte Bewertung 2016+”, bei der die beiden Module „Veranstaltungsverkehre“ und „Park and Ride“ zur Anwendung kommen, da es sich hier um einen Freizeitverkehr handelt.

Welche Schritte stehen als nächstes an?

In einem ersten Schritt muss jetzt politisch entschieden werden, ob die Stadt Kassel das Projekt einer umweltfreundlichen Erschließung des Herkules und des UNESCO‐Welterbes mit der Straßenbahn weiterverfolgen möchte.

Im Tourismuskonzept der Stadt Kassel aus 2016 ist ausdrücklich das Ziel gesetzt worden, Kassel als eine der dynamischsten und innovativsten Kunst‐ und Kulturreiseziele in Deutschland zu positionieren. Kassels herausragende Attraktionen im Kunst‐ und Kultursektor haben für den Kultur‐ und Städtetourismus ein enormes Potenzial. Daraus resultierender zusätzlicher Verkehr sollte so umweltfreundlich wie möglich abgewickelt werden.

In einer anschließenden Phase fände im Einvernehmen mit ICOMOS und der UNESCO eine Kulturerbe‐Verträglichkeitsprüfung statt. Parallel dazu könnte die Planung starten: Dazu gehören die Erstellung eines Gesamtverkehrskonzepts für alle Verkehrsarten für den Bergpark durch die Stadt Kassel sowie die Trassierung der Strecke und die Initiierung der FFH‐Vorprüfung durch die KVG.

Werbeplakat Herkulesbahn


Copyright: Stadtmuseum Kassel

Mit diesem Plakat wurde in den 1930er Jahren für die Fahrt mit der Herkulesbahn zu „Deutschlands Gartenwunder“ und wen weltberühmten Wasserkünsten geworben.

Hintergrund:

1901 erhielt der Unternehmer Gustav Henkel die Konzession zum Bau und Betrieb einer elektrischen Schmalspurbahn. Die Herkulesbahn transportierte ab 1902 Braunkohle und Basalt aus den Zechen und Steinbrüchen des Habichtswalds. Ab April 1903 startete die Personenbeförderung auf der Strecke Palmenbad ‐Dönche‐Luisenhaus‐Neuholland‐Herkules; 1909 wurde die Strecke durch die Kohlenstraße bis zum Kirchweg erweitert, eine zweite Strecke führte entlang der Konrad‐Adenauer‐Straße bis zum Brasselsberg.

Der Güterverkehr endete 1961. 1962 beschloss der Aufsichtsrat der KVG, die Herkulesbahn von Schmal‐ auf Normalspur umzuspuren und sie mit dem Netz der Straßenbahn an der Endhaltestelle Druseltal zu verbinden; auf der Steilstrecke von Neuholland zum Herkules wurden bereits breitere Schwellen verlegt. 1963 jedoch erwog die Bundeswehr, den Standortübungsplatz von der Dönche nach Ehlen zu verlegen und die Druseltalstraße als für Panzer geeignete Straße auszubauen – dafür hätte auch die Straßenbahntrasse neu gebaut werden müssen. Daraufhin beschloss der Magistrat der Stadt Kassel, mit dem Beginn des Ausbaus der Druseltalstraße die Herkulesbahn durch einen Omnibusbetrieb zu ersetzen. Am 11. April 1966 fuhr unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die letzte Herkulesbahn talabwärts.

Machbarkeitsstudie Neue Herkulesbahn
Die Visualisierung der Lage einer möglichen Endhaltestelle am Herkules soll lediglich eine Vorstellung vermitteln und ist noch nicht das Ergebnis einer Ausführungsplanung. Konkrete Festlegungen können erst nach weiteren Untersuchungen erfolgen.
 
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Mögliche Endhaltestellenvariante auf der Wiese unterhalb des Herkules. Diese Grafik dient der Veranschaulichung und ist noch nicht das Ergebnis konkreter Planung.


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Machbarkeitsstudie Neue Herkulesbahn Mögliche Endhaltestellenvariante am östlichen Rand des Besucherparkplatzes am Herkules.

Auch hier gilt: Diese Grafik dient der Veranschaulichung und ist noch nicht das Ergebnis konkreter Planung. PM: Stadt Kassel

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