Stadt Kassel pflanzt Baum des Jahres 2023
Das 1991 gegründete Kuratorium „Baum des Jahres“ wählt jedes Jahr eine bestimmte Baumart aus, um diese der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Aktion soll nachhaltig für das lebendige Naturgut sensibilisieren sowie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen den Umgang mit Naturkenntnissen und Naturerfahrungen ermöglichen. In diesem Jahr fiel die Wahl auf die Moorbirke. Seit mittlerweile 19 Jahren werden unter der Regie des Umwelt- und Gartenamts der jeweilige Baum des Jahres an unterschiedlichen Orten in Kassel gepflanzt.
Wie der Name bereits vermuten lässt, haben Moorbirken in Mooren und feuchtwarmen Gebieten ihren optimalen Standort. Moorbirken-Wälder zeichnen sich durch eine hohe biologische Vielfalt aus. Die Moorbirke hat praktisch keine natürlichen Schädlinge. Einzig der Rückgang der feuchtnassen Standorte bedrohen ihre Verbreitung und ihr Überleben. Fast 90 Prozent der Moore in Deutschland sind entwässert und stark gefährdet und unterliegen deshalb bundesweitem Schutz. Durch das Trockenfallen der Moore verringert sich nicht nur die biologische Vielfalt; durch den damit einhergehenden Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen werden auch die klimatischen Veränderungen beschleunigt. Einzig das Wiederanheben der Wasserstände kann dazu beitragen, die feuchtnassen Flächen zu erhalten. Um auf diese Bedrohung aufmerksam zu machen, ist die Moorbirke Baum des Jahres 2023 geworden.
Vorkommen und Vermehrung/Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der Moorbirke erstreckt sich von Mitteleuropa bis Sibirien. Als heimische Baumart ist ihr Vorkommen jedoch auf wenige Standorte begrenzt. Birken sind Pionierbäume, die waldfreie Standorte schnell besiedeln können. Nach der Eiszeit gelang es den Birken, in Mitteleuropa bis weit in den Norden und auch im Süden bis in alpine Regionen vorzudringen. In subarktischen Bereichen ist die Moorbirke ein wichtiger Waldbaum und bildet die subarktische Baumgrenze. Die Zeit der Birken dauerte ca. 1.000 Jahre, bis sich nach und nach andere heute heimische Baumarten etablierten. Durch ihren hohen Lichtbedarf sind die Birken konkurrenzschwach gegenüber anderen Arten und wurden verdrängt.
Es gibt nur noch wenige Standorte, an denen sich die Moorbirke heutzutage noch ansiedeln kann. Typische Lebensräume in Deutschland sind Moor- und Bruchwälder sowie bestimmte Sumpf- und Auwaldtypen, man findet sie aber auch an Schotter- und Sandbänken an Flüssen sowie am Rand von Blockhalden und im Gebirge nahe der Baumgrenze. Haben Birken einen für sie passenden Standort gefunden, können sich deren Samen schnell durch den Wind verbreiten. Ein Baum produziert pro Jahr bis zu 16 Millionen Samen und kann Freiflächen so schnell neu besiedeln.
Sonniger Standort mit nassfeuchten Böden
Die Moorbirke hat ähnlich wie die Sandbirke eine breite, eher unregelmäßig ovale und schmale lichte Krone. Einzig in der Rinde unterscheiden sie sich, da die Moorbirke eine eher dunklere weiße Rinde hat, die in dünnen Streifen nach und nach abblättert. Die Moorbirke wird ca. 10 bis 20 Meter hoch und 8 bis 12 Meter breit. In der Regel werden Moorbirken ca. 80 Jahre alt, in selteneren Fällen kann sie auch ein Alter von bis zu 130 Jahren erreichen. Die Moorbirke trägt schon im Alter von fünf bis zehn Jahre eine Blüte. Die gelblichen Kätzchen erscheinen im April bis Mai.
Die Moorbirke wurzelt als Herzwurzler recht tief. Sie kommt auf Freiflächen mit extremen Klimaverhältnissen gut zurecht. Sie ist sehr frosthart und windfest. Birken sind Überlebenskünstler, dennoch setzt ihnen die klimatisch bedingte Trockenheit immer mehr zu. Daher ist es wichtig, den Lebensraum wieder zu vergrößern, damit die Moorbirken auch in Zukunft unsere Wälder bereichern können.
Nutzung
Als wichtiges Pioniergehölz, das schnell und leicht baumfreie Flächen besiedelt, nimmt die Moorbirke eine wichtige Funktion bei Rekultivierungsmaßnahmen in der freien Landschaft wahr. Auch für große Heidegärten oder als Straßenbaum für moorige, nassfeuchte Standorte eignet sie sich. Birkenarten werden in der modernen Forstwirtschaft als Vorwald auf Kahlflächen zum Beispiel nach einem Sturm, Feuer oder Schädlingsbefall eingesetzt. Wenn die Birken älter werden, bieten sie dem Auswuchs nachfolgender Baumarten ausreichend Schutz gegen Frost und Wind. Wird die Moorbirke zur Renaturierung von nasseren Standorten und angrenzenden Wäldern eingesetzt, fördert dies die Ansiedlung anderer feuchtliebenden Baumarten wie Erlen oder Flatterulmen.
Das Holz der Birkenarten ist sehr hell, fast weiß und ohne intensive Maserung. Es eignet sich gut für den Möbelbau, Sperrholzproduktion oder Furniere – jedoch ausschließlich für den Innenbereich. Birkenholz eignet sich auch als Brennholz, wobei Moorbirken sogar noch eine bessere Holzqualität als Sandbirken haben. Birken besitzen außerdem ein aromatisches Öl, das aus der Rinde und aus Teilen des Stamms gewonnen wird. Es wird bei der Verarbeitung von Leder verwendet.
Weitere Informationen unter http://baum-des-jahres.de
Hintergrund: Aktion Baum des Jahres in Kassel
2005 Kastanie auf dem Festplatz, Wolfsanger
2006 Schwarzpappel im Park Schönfeld, Südstadt
2007 Kiefer auf dem Warteberg, Philippinenhof/ Warteberg
2008 Walnuss im Nordstadtpark, Nordstadt
2009 Bergahorn auf dem Spielplatz Lindenberg, Forstfeld
2010 Vogelkirsche im Druselgrünzug, Vorderer Westen
2011 Elsbeere an der Drusel/ Stockwiesen, Bad Wilhelmshöhe
2012 Europäische Lärche/ Grundschule Schenkelsberg, Oberzwehren
2013 Wildapfel, Bettenhausen
2014 Traubeneiche, Grundschule Jungfernkopf, Jungfernkopf
2015 Feldahorn, Park Rothenditmold, Rothenditmold
2016 Winterlinde im ehemaligen Kleingartengelände in Süsterfeld/ Helleböhn
2017 Fichte im Dorothea-Viehmann-Park in Niederzwehren
2018 Esskastanie an der Marienkirche in Bettenhausen
2019 Flatterulme in der Grünfläche Am Kubergraben in Harleshausen
2020 Robinie in der Grünfläche Am Felsenkeller am Fasanenhof
2021 Europäische Stechpalme, Botanischer Garten in Wehlheiden
2022 Rotbuche, Wahlebachgrünzug, Waldemar-Petersen-Straße
2023 Moorbirke, Quellbachweg
PM:documenta-Stadt Kassel
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