Hotspots der Artenvielfalt an der Diemel

Hotspots der Artenvielfalt an der Diemel (Copyright: Landkreis Kassel / A. Bernhard)

Behörden und Forschung blicken zufrieden auf den Abschluss eines länderübergreifenden Projekts zur Renaturierung von Kalkmagerrasen Nordhessen / Ostwestfalen. Das Projekt entlang der Diemel könnte Modellcharakter für ganz Deutschland haben.

Denn hier, an der Grenze zwischen Nordhessen und Ostwestfalen, geht es um den Schutz der Arten- und insbesondere der Insektenvielfalt in einem bedrohten Lebensraum: dem Kalkmagerrasen. Kalkmagerrasen gehören zu den artenreichsten Biotopen. Auf ihnen leben zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten. Intakt sind sie „ein Hotspot der Artenvielfalt“, wie Professor Thomas Fartmann, Landschaftsökologe an der Universität Osnabrück betont.

Das Problem: Einst entstanden durch eine jahrhundertelange Nutzung als Viehweiden ohne Einsatz von Dünger auf kalkreichen Böden, sind intakte Kalkmagerrasen auch an der Diemel selten geworden. Ohne Beweidung wurden viele der Flächen von Büschen und Bäumen überwuchert.  Ein Projektteam von Naturschutzbehörden aus Hessen und Nordrhein-Westfalen, unter der Leitung des Fachdienstes Landschaftspflege beim Landkreis Kassel, hat in den vergangenen Jahren Kalkmagerrasenflächen entlang des Flusses in ihren früheren Zustand zurückversetzt. Wissenschaftlich begleitet von Experten der Universität Osnabrück wurden im Rahmen eines Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens rund 55 Hektar Fläche renaturiert.

Zum Einsatz kamen innovative Methoden. Wie etwa die gezielte Übertragung von Mahdgut und Insekten. Finanziert wurde das Projekt mit 1,6 Millionen Euro vom Bundesumweltministerium sowie den Ländern Hessen und Nordrhein-Westfalen. Die bisherige Bilanz ist positiv, wie bei einem Treffen der Projektpartner zum Abschluss der Förderphase im Kasseler Kreishaus deutlich wurde. „Dieses Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben leistet einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung unserer Artenvielfalt, in dem der Lebensraum Kalkmagerrasen im Diemeltal wiederhergestellt und wertvolle Flächen miteinander verbunden wurden.

Dabei wurden innovative Methoden entwickelt, die auch in anderen Regionen in Deutschland Anwendung finden können“, ließ Dr. Sandra Balzer, Leiterin des Fachgebiets Zoologischer Artenschutz beim Bundesamt für Naturschutz, bei dem Treffen ausrichten.   Stefan Häcker, zuständiger Sachbearbeiter der Bezirksregierung Detmold, erklärt: „Im Kreis Höxter wurden Flächen in einer Größe von zusammen 21,6 Hektar ausgewählt und hergerichtet.

Die Jahrzehnte langen Bemühungen um den Erhalt dieser einzigartigen Kulturlandschaft werden durch das Projekt nachhaltig unterstützt.“ Gastgeber Landrat Andreas Siebert betonte für den Landkreis Kassel: „Das Ziel des Artenschutzes verbindet sich in diesem Projekt in geradezu idealer Weise mit der Wiederherstellung eines Teils unserer traditionellen Kulturlandschaft. Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet das einen Gewinn an Lebensqualität sowie die Schaffung eines auch touristisch interessanten Naturerlebnisraums.“

Einig waren sich die Teilnehmer abschließend, dass das Projekt nur länderübergreifend und zusammen mit den Landwirten, Flächeneigentümern und den kommunalen Akteuren gelingen konnte. Und auch darin, dass das Projekt nicht endet. Denn jetzt geht es darum, zur Erhaltung auch die nachhaltige Beweidung der Kalkmagerrasen entlang der Diemel sicher zu stellen.

Ausgangslage und Ergebnisse des Kalkmagerrasen-Projektes wurden in einer 93 Seiten umfassenden Broschüre mit vielen farbigen Abbildungen zusammengefasst. Diese kann auf der Internetseite des Landkreises Kassel kostenfrei heruntergeladen werden. PM: Landkreis Kassel

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