Traditioneller Taarab von einem reinen Frauen-Ensemble: Klangkosmos am 21. Juni
Traditioneller Taarab von einem reinen Frauen-Ensemble: Klangkosmos am 21. Juni
Hamm. Nach 18 Jahren wendet sich der Klangkosmos am Dienstag, 21. Juni (18:00 Uhr, Pauluskirche) ein weiteres Mal einem einzigartigen ostafrikanischen Musikstil zu, dem Taarab – der Musik des islamischen Swahili-Volkes. Stand damals das Lamu Archipel im Fokus, geht es bei der letzten Reise vor der Sommerpause jetzt nach Sansibar.
Der Taarab ist ein Stilmix, der die verschiedenen Kulturen der Insel widerspiegelt, die in der Swahili-Gesellschaft zusammenkommen. Als halbautonomes Territorium im Indischen Ozean vereint Sansibar in seiner Musik stilistische Elemente und Instrumente der afrikanischen, arabischen, indischen und europäischen Kultur von Urbevölkerung, ehemaligen Herrschern, Einwanderern, Handelsreisenden und Kolonialherren. Ursprünglich galt Taarab als Musik, über die ein Zustand der Ekstase erreicht werden konnte. Eine von Männern dominierte elitäre Kunstform, die erstmals im späten 19. Jh. auf die Insel kam. Während sich der Taarab im Land ausbreitete, bekam die Musik über die Zeit den für die Region typischen Swahili-Charakter. Instrumente wie die arabische Kastenzither Qanun und die arabische Laute Oud, aber auch Geige, Cello und Akkordeon wurden mit in diese musikalische Form aufgenommen.
Ab den 1920er-Jahren begannen die ersten Frauen den Taarab in Sansibars Musikgeschichte zu prägen, angefangen mit der legendären Sängerin und Komponistin Siti Bint Saad – die erste Frau, die damit begann, Taarab nicht auf Arabisch, sondern auf Swahili zu singen. Danach trugen viele weitere talentierte Komponistinnen und Sängerinnen zur wesentlichen Entwicklung von Sansibars berühmtestem Musikstil bei. Insbesondere während der 1960er-Jahre gab es einige „Frauengruppen“, die instrumental jedoch immer von Männern begleitet wurden. Eine der eindrucksvollsten Sängerinnen des letzten Jahrhunderts ist die ehrwürdige „Königin des Taarab“ Bi Kidude. Ihre markante Stimme wurde weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt, bis sie 2013 im Alter von 103 Jahren starb.
Diese Sängerinnen und Komponistinnen sind für die heutigen Musikerinnen vom „Tausi Taarab Orchester“ Vorbild und Inspiration. Das Tausi Taarab Orchester ist das einzige reine Frauen-Ensemble auf Sansibar. Die Musikerinnen singen nicht nur, sondern spielen auch alle Instrumente: Ein absolutes Tabu, das Gründerin Mariam Hamdani 2009 durchbrach. Seitdem hat die Damen-Formation eine regelrechte Revolution in diesem sehr traditionellen Genre bewirkt. Mit traditionellen Liedern und alten Kompositionen, in denen Kritik an gesellschaftlichem Verhalten anklingt, vermitteln die Musikerinnen eine soziale Botschaft und fordern bestehende Normen heraus. Ein Schlüsselelement ihrer Arbeit ist, die Musik wie ein Werkzeug zu benutzen, um die Aufmerksamkeit auf Themen wie Jugendschwangerschaften, Drogenmissbrauch oder Gewalt gegen Frauen und Kinder zu richten. In ihren farbig leuchtenden Gewändern singen und musizieren die Frauen mit Stolz, leicht und selbstbewusst.
Im Klangkosmos ist das Orchester in kleiner Besetzung unterwegs. Es singen und spielen: Maryam Mohammed Hamdani (Qanun, Orchesterleitung), Muharram Mohammed Omar (Arabischer Gesang), Rahma Hassan Ameir (Violine), Sayrat Ame Makame (Akkordeon), Sheria Issa Khamis Shifta (Bongos, Chorgesang) und Nawal Mlanao [Solo-Gesang, Gambusi (Laute), Trommeln (Daf, Darbuka)].PM: Stadt Hamm
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