Neue Sonderausstellung im Stadtmuseum Kassel: „1943: Luftangriff auf Kassel“

Das Stadtmuseum Kassel widmet sich ab Samstag, 21. Oktober, mit der Sonderausstellung „1943: Luftangriff auf Kassel“ den Bombardierungen Kassels im Zweiten Weltkrieg.

Für die Menschen in Kassel hätte es vor 80 Jahren nicht einschneidender und erschreckender sein können: Am Abend des 22. Oktober 1943 war die nordhessische Metropole Ziel eines Luftangriffs der britischen Royal Air Force – es war die verheerendste Bombardierung in der Reihe von 40 Luftangriffen auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg. In nur einer Nacht verloren rund 10.000 Menschen ihr Leben; die Altstadt wurde fast vollständig zerstört und war nicht mehr wiederzuerkennen.

Mit zahlreichen Fotografien, Originaltexten und zum Teil noch nie gezeigten Objekten beleuchtet die Sonderausstellung „19

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43: Luftangriff auf Kassel“ bis zum 7. April 2024 die verschiedenen Aspekte dieses Kapitels der Stadtgeschichte. Die Ausstellung zeigt, wie es zu dem Luftkrieg kam und inwiefern Kassel als wichtiger Rüstungsstandort Ziel alliierter Angriffe war. Zudem lässt sie auch immer wieder Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen, die ihre ganz persönlichen Erinnerungen an diese Nacht teilen. Gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern laden die Ausstellung und das Begleitprogramm zur Reflexion und Diskussion über die Bedeutung der historischen Ereignisse auch für die Gegenwart und Zukunft ein.

Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller erläutert: „80 Jahre nach dem verheerenden Bombenangriff auf Kassel richtet das Stadtmuseum mit der Sonderausstellung den Fokus auf dieses prägende Ereignis der Kasseler Geschichte. Dabei rücken mit Fragen nach den Ursachen und Auswirkungen des Krieges sowie der Bedeutung des Friedens Themen in den Mittelpunkt, die mit Blick auf die gegenwärtigen Entwicklungen bedauerlicherweise aktueller sind denn je.“

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Prof. Dr. Kai Füldner, Leiter der Städtischen Museen Kassel, ergänzt: „Mit der Sonderausstellung zeigen wir detailliert auf, warum die Stadt das Ziel der alliierten Bombenangriffe wurde. Die Ausstellung nimmt dabei kritisch die Fragen nach den Ursachen in den Blick: Die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten, den antisemitischen Terror und die systematische Vorbereitung der Bevölkerung auf den Luftkrieg. Die Erinnerungen derjenigen, die den Krieg überlebt haben, mahnen uns daher, uns der Bedeutung der historischen Ereignisse bewusst zu sein.“ 

Zur Sonderausstellung „1943: Luftangriff auf Kassel“ gehört ein umfangreiches Begleitprogramm mit Kombitouren, Führungen und Vorträgen. Informationen finden Interessierte auf der Internetseite www.stadtmuseumkassel.de.

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Das Stadtmuseum Kassel beteiligt sich zudem an dem Kooperationsprojekt „Kassel 1943“, bei dem zahlreiche städtische Einrichtungen und Akteure von Herbst 2023 bis Frühjahr 2024 ein umfangreiches Begleitprogramm zum 80. Jahrestag der Bombardierung anbieten. Weitere Informationen unter: www.kassel.de/kassel1943

Hintergrundinformationen 

Über die Ursachen der Bombardierunge

Eindrücklich zeigt die Ausstellung den Besucherinnen und Besuchern, wie sich seit der Weltwirtschaftskrise 1929 weite Teile der Gesellschaft im Deutschen Reich zunehmend rechts-konservativ ausrichteten. Adolf Hitler und die NSDAP hatten davon in den Reichstagswahlen von 1932 profitiert. Innerhalb kürzester Zeit schafften es die Nationalsozialisten bis dahin demokratische Institutionen auszuhöhlen und liberale Grundrechte abzuschaffen. Seit seiner Ernennung zum Reichskanzler 1933 plante Adolf Hitler einen Krieg um neue Gebiete zur Erweiterung des Deutschen Reichs. Nach der Machtübernahme setzte unmittelbar eine umfassende Aufrüstungspolitik ein; die Bevölkerung wurde mental und organisatorisch auf einen baldigen Krieg vorbereitet.

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Kassel entwickelte sich zu einem Zentrum der deutschen Rüstungsindustrie und wurde im Zweiten Weltkrieg zum Ziel alliierter Bombenangriffe. Die ständige Bedrohung aus der Luft gehörte zum Alltag für die Bevölkerung, wie verschiedene Objekte, Plakate und Fotografien in der Ausstellung veranschaulichen. Leihgaben wie Karten, Pläne und Fotos des Imperial War Museums aus London illustrieren die Planung und Durchführung der Luftangriffe durch die Royal Air Force. Wesentliches Ziel der RAF war ab 1940 die Schwächung der deutschen Kriegsmacht sowie die moralische Zermürbung der deutschen Zivilbevölkerung.

Die Bombardierung am 22. Oktober 1943

Am 22. Oktober 1943 startete die Royal Air Force den folgenreichsten Luftangriff auf Kassel: 444 viermotorige Bomber warfen Luftminen und Brandbomben über der Innenstadt ab. Die Bomben lösten einen Flächenbrand aus, fast alle Häuser der Altstadt standen in Flammen. Rund 10.000 Menschen fielen der Bombardierung und dem Feuersturm zum Opfer. Großformatige Fotos, zum Teil auf LED-Stellwänden, zeigen das schreckliche Ausmaß des Luftangriffs; das Gemälde „Martinskirche in Flammen“ von Oskar Stark (1902 – 1992) aus dem Jahr 1943 bringt die bedrückende Atmosphäre der Angst und die Zerstörung zum Ausdruck.

Wie erlebten die Kasselerinnen und Kasseler den Luftkrieg?

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In den Erinnerungen der Betroffenen bleiben die Luftangriffe unvergessen, insbesondere der Angriff am 22. Oktober 1943. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten in Interviews über ihre persönlichen Erfahrungen aus dieser Nacht und die Entbehrungen in der Zeit danach. Die Inszenierung eines Luftschutzkellers, angelehnt an einen realen Kellerraum eines Hauses in Bad Wilhelmshöhe, gibt den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung eine Vorstellung davon, wie sich die Menschen dort gefühlt haben mussten.

Die Folgen

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Die vollständige Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedeutete das Ende des Zweiten Weltkriegs für die Kasseler Bevölkerung, doch die Kriegsschäden prägten den Kasseler Alltag noch über ein Jahrzehnt. Bis heute bewahren Zeitzeuginnen und Zeitzeugen oder deren Angehörige eindrückliche Relikte des Luftkriegs auf. Alltägliche Gegenstände bekommen in diesem Kontext eine besondere Bedeutung; davon erzählen in der Sonderausstellung Exponate und die Berichte von individuellen Schicksalen der Menschen aus Kassel. PM: documenta-Stadt Kassel

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